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Zlin, eine Muster Industriestadt der Moderne


Nach einer wirklich passablen Nacht auf einem ebenen, kostenlosen Parkplatz hinter dem Trolleybusbahnhof, gehen wir am morgen abwärts zum Bata 21 Gebäude.
Das Bata Verwaltungsgebäude wurde 1936-1938 mit 16 Stockwerken hochgezogen.
Man hatte die Wahl zwischen 3 kleineren fünfstöckigen Bauten oder einem Hochhaus mit 16 Etagen. Bata entschied sich zusammen mit seinem funktionalistischen Architekten Karfik (arbeitete bei Le Corbusier Paris, Holabird&Root Chicago, Wright) den er aus den USA geholt hatte, für das Hochhaus. Es war damit zu dieser Zeit eines der höchsten Gebäude Europas. Heute sind hier Kreisverwaltung, Finanzamt und ein kleines Museum untergebracht.
Die Bauweise ist, im Gegensatz zu den USA, eine Skelettkonstruktion aus armiertem Beton mit Backsteinausmauerungen und gegossenen Beton Zwischendecken. Einige besondere Features sind: der Lift/Paternoster, eine Zentralklimaanlage, eine Dachterasse, unterschiedliche Etageninterieurs, eine fest installierte Fassadenreinigungsanlage und Luftrohrpost.
Das Tollste aber ist ein als Lift an der Außenwand fahrendes, gläsernes 6x6 Meter Chefbüro mit Strom, zwei Telefonen, Klimaanlage und Waschbecken.

Bata konnte damit jedes seiner Großraumbüros anfahren und mit den Mitarbeitern reden. Im gleichen Stil sind auch alle Werks- und Fabrikationsgebäude gehalten. Ja sogar die Einfamilienhäuser seiner Arbeitersiedlung folgen diesem architektonischen Muster.
Der 1876 geborene Tomas Bata, Sohn eines Schusters, betrieb zunächst in Zlin eine kleine Schuhmacherwerkstatt. Zlin war mit 5000 Einwohnern noch klein. Die Geschäfte liefen aber dank günstiger Leinenschuhe gut. Nach 6 Jahren betrieb er eine kleine Fabrik mit 120 Mitarbeitern. Für den ersten Weltkrieg produzierte er Armeestiefel, das Unternehmen wuchs auf 4000 Angestellte und stellte 2 Millionen Paar Schuhe pro Jahr her. Man expandierte dank Fließbandproduktion und kluger Firmenpolitik weiter und war zu Anfang der 1930 er Jahre mit 23000 Mitarbeitern der weltweit führende Schuhexporteur.

Bata wollte immer möglichst viel Wertschöpfung in der eigenen Produktion schaffen und bald hatte er eigene Gummiwerke, Metall- und Maschinenwerkstätten, ja sogar Reifen, Fahrräder und ein Flugzeug stellte man her. 1932 starb der Oberchef Tomas Bata bei einem Flugzeugabsturz.
Sein Halbbruder Jan Bata übernahm die Geschäfte und gründete Werke und Zweigstellen auf fast allen Kontinenten. Dies war in der damaligen, nicht globalisierten Welt durchaus clever, umging man doch Transportkosten und Zölle und schuf vor Ort Arbeitsplätze.
Als 1939 der zweite Weltkrieg dämmerte, packte Bata einen Grundstock an etlichen Maschinen und das gesamte Management (an die 100 Familien) ein und flüchtete mit ihnen nach Kanada. Von dort konnten sie die Firma weiter leiten und zum größten Schuhkonzern der Welt ausbauen. In Zlin selber wurde natürlich alles von den Kommunisten eingenommen, heruntergewirtschaftet und dann vor die Wand gefahren. Nach der Wende 1989 forderte Bata sein Eigentum zurück, was man abschlug- eine vertane Chance. Danach besorgte die beginnende Globalisierung den Rest: in den 90 er Jahren war die Schuhherstellung in Zlit insolvent. Die Gebäude begannen zu verfallen, doch zum Glück wurde man sich der hsitorischen Bedeutung bewusst und heute ist alles in Nachfolgenutzung, als Museum, Kulturbetrieb, Amt oder durch Wirtschaftsbetriebe und Geschäfte genutzt. Wir sehen uns nachmittags noch das Bata Institut genannte Museum an, in dem es neben der Firmengeschichte auch um historische Produktion und die Geschichte der Schuhmode aus aller Welt geht.

Mein Highlight sind originale Renaissanceschuhe. Was Bata immer verstanden hatte war, dass die Firma ohne ihre Mitarbeiter nichts ist und das dieses menschliche Wirtschaftsgut gehegt und gepflegt werden musste.
Seine Firmenpolitik war äußerst fortschrittlich und sozial. Er baute Schulen, Krankenhäuser, Sport- und Freizeitanlagen und Wohnhäuser für seine Mitarbeiter. Über Prämien und Programme wurden gute Ideen und Leistungen belohnt. Es gab früh eigenverantwortliche Unterabteilungen und Teams, sowie flache Hierarchien. Wir sind absolut begeistert von dieser Firmengeschichte, die mit der Stadt verwoben ist.
Eine weitere erwähnenswerte Dauerausstellung handelt von 2 tschechischen Globetrottern, die schon 1947 mit einem Tatra Modell 87 die Welt umrundeten.
Auf einer zweiten Reise 1959 bereisten sie mit 2 Tatra Expeditions Lkw Ozeanien und Asien. Wir setzen hier in Zlin unseren Umkehrpunkt und übernachten heute auf einem Campingplatz, um uns fit für das morgen anstehende Brünn und Austerlitz zu machen.

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