Nachdem wir gestern Abend erst relativ spät zu Bett gegangen sind, als endlich Ruhe herrschte (die Dorfjugend nutzte den Platz, aber sowas sitzen wir aus), schlafen wir heute etwas länger.
Als wir frühstücken, liegt das Unesco Kulturerbe, die Johann-von-Nepomuk Wallfahrtskirche auf dem grünen Berg, sofort vor unserem Womofenster.
Wir erwischen die 10 Uhr Führung auf der uns Informationen zur Zahlenmystik, die in der Architektur dieser besonderen Anlage von 1722 zugrunde liegt erläutert werden.
Der Barockbaumeister Johann Blasius Santini-Aichel (was für ein Monster von einem Namen!) entwarf und baute diese Kirche rund um die Sage vom Hl. Nepomuk, dessen Grab 1719 in Prag geöffnet wurde und dessen Zungenbein man als Reliquie ergattert hatte.
Angeblich soll sogar die Zahlenmystik der Kabala eingeflossen sein, jedenfalls spielt die Zahl 5 an diesem Bauwerk überall eine wichtige Rolle.
Als Nepomuk ertränkt wurde erschien angeblich eine Krone aus 5 Sternen über der Moldau.
Ebenso symbolisiert sie doch auch die Wunden Christi und das Wort tacui (ich habe geschwiegen) besteht ebenfalls aus 5 Buchstaben. So finden sich also in diesem Bauwerk 5 Treppen, 5 Pforten, 5 Sterne und 5 Engel schmücken den Hauptaltar, 5 Altäre, 5 Chorräume, und so fort.
Es gibt drei Fensterformen: länglich, wie eine Zunge, in Form einer Bischofsmütze und wie ein gerundetes gleichseitiges Dreieck, ein Symbol für Trinität.
Im Moment sind gerade wieder einige Renovierungsarbeiten im Gang, als uns der Führer Fotos vom Zustand zur Zeit der Nominierung der UNESCO zeigt (1994), war es eine Beinahe-Ruine.
Im Anschluss rollen wir runter vom grünen Berg (608m über NN) und halten am zisterziensischen Mutterkloster. Die Gründung aus dem 13.Jh. ist eines der ersten Zisterzienser Klöster im Gebiet des heutigen Tschechien.
Auch hier gestaltete Santini Anfang des 18. Jh. alles barock um. Jedoch brannte nur wenige Jahre später alles komplett ab und musste neu errichtet werden. Wir besuchen eine preisgekrönte, interaktive Ausstellung mit Audioführer und vielen Projektionen und Bildschirmen. Danach haben wir eine etwa 115 km lange Wegstrecke bis Tabor vor uns.
Die Stadt am Jordan Stausee (ältester Stausee Tschechiens, 1492) empfängt und schwül heiß und wir finden nach längerer Suche einen geeigneten Parkplatz nahe dem Krankenhaus.
Zu Fuß gehen wir dann in die Altstadt. Mit ihren gepflasterten kleinen Gässchen und ihrem Zizka Platz in der Mitte ist sie wirklich malerisch.
Wir sehen einige toll verzierte Fassaden und immer wieder alte Giebel. Als Tagesabschluss essen wir Pizza, trinken Eiskaffee und gehen dann den 20 minütigen Weg zum Womo zurück. Zum Glück ist es deutlich abgekühlt.
Tagesguck: