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Alexanders Geburtsort, ein Grabstein für ein Schwein in Edessa und Wasser, Wasser, Wasser

Nach einer ruhigen und entspannten Nacht und einem reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel Maison, machen wir uns auf den Weg ins benachbarte Pella, der Geburtsstadt Alexanders des Großen. Die Hauptstadt des makedonischen Reiches hatte im 4. Jh. v.Chr. zu Zeiten Alexanders des Großen und seines Vaters Philipp II. weitreichende Macht und erlebte ihre Blütezeit. Sie lockte Gelehrte, Philosophen und Künstler an. Außerdem lag sie damals noch am Meer und erst durch Verlandung heute ca 20 km hinter der Küstenlinie. Eine Vorstellung von Reichtum und Größe Pellas damals gibt der Hinweis, dass die Römer, die es plünderten in Rom einen ganzen Tag benötigt haben sollen, um die geraubten Schätze zu präsentieren. Gründliche Arbeit haben die Römer bei der Zerstörung geleistet, konnte doch die Lage des königlichen Palasts lange Zeit nicht bestimmt werden. Von der Pracht der Stadt zeugen kunstvolle Mosaiken (Dionysos auf dem Panther, Löwenjagd, der Raub der Helena), aber auch nützliche Dinge, wie ein gutes Wasserleitungssystem. Um die riesige Agora waren Handwerker und Händler in gleich großen Häuserblocks vertreten. In anderen Bereichen hat man in einem der Blocks eine Töpferwerkstatt mit gefülltem Ofen und ein griechisches Bad freigelegt. Es gilt als eines der raren Exemplare auf griechischem Boden mit einer frühen Fußbodenheizung und Vorläufer der römischen Hypokaustenheizung.
Im modernen Museum der Ausgrabungsstätte sind die Mosaiken im Original, Steinmetzarbeiten, viele Keramikfunde, sowie Münzen und wenige Edelmetallarbeiten (die Römer plünderten gründlich) ausgestellt. Am frühen Nachmittag fahren wir weiter ins knapp 40 km entfernte Edessa. Auch hier treffen wir wieder auf eine kleine Ausgrabung. 814 v.Chr. gründete der makedonische König Karanos die Stadt Loggos an diesem Ort. Besondere Bedeutung kam ihr später durch eine wichtige Handelsstraße zwischen Adria und Bosporus zu. Uns begleitet, seit wir hier sind, die Via Egnatia. In Kavala, in Thessaloniki und auch Pella und Edessa führte sie entlang. In Loggos gab es durch die Fernhändler Bedarf für ein sicheres Warenlager. Es entstand ein 37m langes, dreischiffiges Horrea (Warenlager) an der Westmauer. Später, nach einigen Einfällen der Goten wurden die Mauern verstärkt und in einer Kaserne "Security" stationiert. Heute ist nur noch wenig zu entdecken, ein paar Grundmauern und einige Säulen, darunter eine mit Inschriften. Eine Kuriosität, die weit über Edessas Grenzen bekannt ist, ist der Grabstein für ein Schwein. Das Epitaph für ein Schwein stammt aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr.
Es gehört wahrscheinlich zu den seltenen Tiergrabsteinen aus römischer Zeit und beinhaltet ein Relief sowie eine in Versen verfasste Inschrift, in der das tote Schwein selbst von seinem Leben und seinem Unfalltod berichtet: Ein von allen geliebtes Schwein, ein junger Vierbeiner, hier liege ich, nachdem ich als Geschenk den Boden Dalmatiens verlassen hatte. Ich ging, wie ich gewollt hatte, nach Dyrrachium und Apollonia. Ich durchquerte das ganze Land zu Fuß, allein, unermüdlich. Aber als Opfer eines Rades habe ich jetzt, der ich Emathia und den Wagen des Phallus sehen wollte, das Licht verloren. Hier liege ich nun und schulde nichts mehr dem Tod. Wer mehr wissen möchte, klickt hier.
In Edessa sehen wir uns noch den berühmten, durch ein Erdbeben entstanden Wasserfall Karanos an. 40 Meter stürzen die Fluten hier in die Tiefe. Alles ist super ausgebaut, es gibt etliche Terassen und man kann sogar hinter den Wasserfall gehen. Die Wege leiten einen an Verkaufsständen und Geschäften entlang. Alles sehr auf Touristenmassen und Kommerz ausgelegt, aber zum Glück zu dieser Jahreszeit noch geschlossen und absolut leer. Von Edessa fahren wir hinauf nach Norden in die Berge, in die Nähe der Grenze zu Nordmazedonien. Hier in Pozar treten 37 Grad warme Thermalwasserquellen aus der Erde. Seit einigen Jahren (und wohlwollenden Berichten z.B. in der US Vogue) ist der Ort en Vogue.

Die Quelle ergießt sich in einen Fluss, an dem man neben einem normalen Sportschwimmbecken auch Naturüberlaufbecken ins Flussbett gebaut hat. Das Ganze soll gesund sein, ist eine Gaudi und scheinbar auch bei Influencern total in, wie wir miterleben müssen (mit Handy und Selfiestick posieren im Wasser). Man kauft sich eine Karte für 3 Euro und bekommt einen Spindschlüssel, den man aber während des Badgangs wieder dem Concierge zu treuen Händen gibt. Wir genießen nach Sonnenuntergang etwa 30 Minuten das heiße Bad im Nebel. Danach gehts verschrumpelt wieder treppauf in die Kühle des Abends. Hier in Pozar bleiben wir auch für die Nacht. 

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