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Sightseeing im schönen Soissons, ein märchenhaftes Türmchen, Ferienlager Burgrenovierung und eine Abteiruine im Wald

Wir frühstücken heute im Wohnmobil auf dem Campingplatz, machen einen kleinen Service und brechen dann auf in die Stadt. Soissons begrüßt uns mit der Abteikirche St. Léger, die allerdings heute Museum für Kunstgeschichte ist und auch nur im Rahmen dessen zu betreten. Wir begnügen uns daher vorerst mit der Außenansicht. Es folgt die kleine "Rumpfkirche" Saint Pierre mit freistehenden "Restbögen". Wir gehen weiter ins Zentrum, wo uns immer wieder ausgefallene Artdeco Hausfassaden ins Auge stechen. Einen längeren Besuch statten wir der von außen eingerüsteten Kathedrale ab. Die mächtige, fast 9m messende Fensterrosette wurde von einem schlimmen Wintersturm vor ein paar Jahren herausgepresst und stürzte in die Kirche. Heute ist die Restaurierung in vollem Gange. Die Kathedrale vereint verschiedene Bauepochen der Gotik in sich und wurde während ihrer langen Bauzeit auch mehrmals umkonzipiert (Baubeginn 1176, Fertigstellung 13.Jh) Dies zeigt sich z.B. am in der ersten Phase entstandenen Querschiff, welches eher typisch frühgotisch 4 "Etagen" aus Bögen, Säulen und Fenstern besteht. (Im Gegensatz zu einer Dreistöckigkeit im kompletten Rest der Kirche) Später während des Baus entschied man sich, den schon fertigen Chor noch einmal abzureißen, weil er zu kleinmütig erschien und durch einen prächtigeren Bau zu ersetzen. Ihr seht also, ein prächtiges Kuddelmuddel von: wir stoppen die Arbeiten hier und machen erst mal dort weiter und so fort. Im Gesamtbild fällt das auch bei genauerem Hinsehen an Kleinigkeiten auf. Die beiden Seitenschiffe sind in den Anschlussbögen an das Querschiff tatsächlich schief, um den Anschluss hinzubekommen. Das haben wir noch nirgends gesehen. Mit dem Stadtplan der Sehenswürdigkeiten in den Händen gehen wir weiter, um Reste eines römischen Theaters zu sehen. Doch hier sind die Tore geschlossen. Ein echtes Highlight ist dagegen die Abteiruine von Saint-Jean-des-Vignes. Von der Abtei aus dem 13.Jh. steht noch die Fassade, Reste des Kreuzgangs, das Refektorium und Nebengebäude. Ein sogenannter kleiner Kreuzgang aus dem 16. Jh., dessen Funktion nicht erklärbar ist, besitzt merkwürdige freizügige Grotesken. Wir sind begeistert und schießen viele Fotos. Zurück in der Innenstadt stärken wir uns mit Gebäck und Kaffee. Unser erstes Ziel nach Soissons ist der märchenhafte Donjon von Septmonts (hinter den sieben Bergen). Der aus dem 14. Jh. stammende, 45m hohe zierliche Donjon mit den ungewöhnlichen Formen gehörte ursprünglich zu einem Lustschlösschen. Frühe Berühmtheit erlangte dieser Ort durch keinen Geringeren als Victor Hugo, der ihn in einem Brief an seine Frau voller Begeisterung beschrieb. Daraufhin wurde der Turm zu einem frühen Touristenmagnet, wie die unzähligen Sgraffitos im weichen Sandstein bezeugen. Heute ist es eher ruhig und man kann den Ort ganz gemütlich genießen. Nur wenige Kilometer weiter gelangen wir zur Burg von Berzy-le-Sec. Hinter dem massiven Burgtor verbirgt sich eine kleine Ruine. Wir wundern uns über die vielen Zelte auf den umliegenden Wiesen und die Geschäftigkeit im Innern und vermuten bereits einen Mittelaltermarkt. Doch es handelt sich um eine Art Restaurierungsworkshop mit Freiwilligen. Die meist jungen Menschen lernen hier Grundlagen in Stein- und Holzbearbeitung, sowie Bleiverglasung und die Herstellung von Dachziegeln. Ein tolles Projekt und eine Stimmung zwischen Taize und Guedelon. Unser letztes Ziel für heute ist die 1131 gegründete ehemalige Zisterzienserabtei von Longpont. Die in Privatbesitz befindliche, heute noch sichtbare Kirchenruine stammt vom Beginn des 13.Jh. und ist auf Grund der Öffnungszeiten leider für uns nur von außen zu besichtigen. Das kleine Dorf um die mächtige Ruine besitzt auch einige charmante Gebäude. Gegen Abend fahren wir die etwa 70km ins nördlich gelegene St. Quentin, wo wir auf einem Wohnmobilstellplatz übernachten. 






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