Nach einer erst ruhigen und ab etwa 5 Uhr lauteren Nacht (wir standen an einem Straßenstück mit Kopfsteinpflaster, über das die Pendler ab 5 geräuschvoll hinweg bretterten) gehen wir ohne Frühstück in die Cite medievale. Exkurs für Freunde des nutzlosen Wissens: Laon hat ein recht witziges Stadtwappen mit 3 Entlein ohne Schnabel und Füße. Dies sind heraldisch gestutzte Enten, Merlette genannt, die besonders häufig in rheinischen, französischen oder englischen Wappen vorkommen.
Wir entdecken, dass es auch im Tourist Office im Keller prima Toiletten gibt. Außerdem kann man bei Tage in einen kleinen Restkreuzgang neben der Kathedrale. Auch diese lockt uns heute nochmal an. Wir sehen die kuriosen Ochsenskulpturen oben im Turm und die Nordseite. Mit einem Stadtplan aus der Touristinfo merken wir erst, was wir alles gestern noch nicht gesehen haben und stiefeln los. Das Bergplateau von Laon hatte eine wirklich außergewöhnliche Dichte an Klöstern. Fast alle Abteien in den umgebenden Wäldern unterhielten auch hier in der Stadt Konvente (im Frieden für Pilger im Krieg für Mönche). Wir spazieren noch bis an den äußersten Westzipfel der Altstadt und sehen unterwegs das alte Rathaus, den ehemaligen Bischofspalast, die Kirche St. Martin samt angrenzender ehemaliger Abtei und die mächtige Porte de Soissons an. Gegen Mittag gönnen wir uns in einer Creperie Galettes (die herzhafte Variante aus Buchweizen): Savoyarde und Poularde, beides gehaltvoll und feudal, unter anderem mit Emmentaler, Spiegelei, Schinken, Creme fraiche und Kartoffelgratin (im Crepe eingewickelt!). Zurück zum Womo geht es noch einmal an der Bastion von 1535 vorbei, wobei wir auch die eigentlichen Wohnmobilparkplätze entdecken. Um etwa 15.30 Uhr haben wir mit den neuen Informationsmaterialien aus dem Tourist Office eine Planung stehen und fahren nach Coucy-le-Chateau-Auffrique. Nach einer Fahrt durch dichte Waldgebiete mit noch der einen oder anderen zu entdeckenden Abteiruine für ein anderes Mal, wartet eine wirklich sehr imposante Ruine auf uns. Das gesamte Dorf von Coucy war früher mit einer mächtigen Mauer umgeben, von der heute noch 2 Tore und einige Abschnitte erhalten sind. Am beeindruckensten und auch als Monument historique (also von nationaler Bedeutung) klassifiziert ist allerdings die Ruine selbst. Der Donjon war im 13.Jh. der größte Europas. Man baute nach Plänen des Louvre Donjons des Königs in Paris, eben nur in gigantisch. Selbst heute in gespengtem Zustand als Ruine kann man noch die Ausmaße ahnen. Die Burg wurde zunächst im Mittelalter stetig erweitert, befestigt und ausgebaut. Im 17. Jh. jedoch befahl der berüchtigte Kardinal Mazarin (A.Dumas Gegenspieler der 3 Musketiere) die Schleifung der Festung. Im 19. Jh. besann man sich in der Romantik und "restaurierte" unter Violet-le-Duc was das Zeug (und die Fantasie) hergab. Leider versetzten die Deutschen im ersten Weltkrieg der Burg auf dem Rückzug mit jede Menge Sprengstoff den Todesstoß. Heute kann man besichtigen was aus dem riesigen Steinhaufen mühevoll wieder zusammengekratzt wurde. Dennoch ist diese Ruine wirklich sehr eindrucksvoll und eines der Highlights der Reise bisher. Die alte Kirche, die erhaltenen beiden Stadttore und ein Stück der Stadtmauer runden das Bild ab. Wir steuern nun für die Nacht das nahe Soissons an, wo wir auf dem unglaublich günstigen Camping municipal -für 13€ mit Strom- die Nacht verbringen wollen.