Nach einer weiteren komfortablen Nacht im Hotel Venus Suite, wollen wir heute besonders früh sein und wundern uns, wie voll der Frühstücksraum schon ist. Nach dem Frühstück brechen wir auf, in das Luftlinie nur 45 km entfernte Aphrodisias, dass aber wegen eines Höhenzugs den wir umfahren 100 Straßenkilometer bedeutet. Nach etwas über einer Stunde treffen wir dort ein und sind auf dem Parkplatz die einzigen Besucher.
Also ein ziemlicher Kontrast zum Rummel gestern in Pamukkale. Nachdem wir eine Eintrittskarte gelöst haben, betreten wir das wunderschön angelegte Gelände.
Der Besucherempfang ist top, Toiletten, Beschilderung, Wege und jede Infotafel mit Plan und Standort. Man spürt sofort, dass hier die Amis mitmischen.
Der Bauernort Geyre war bereits früh durch die vielen antiken Steine und Gegenstände aufgefallen, die die Bauern in ihren Häusern und Höfen mit verbaut hatten. Aber es war weiter nichts bekannt oder ausgegraben.
Nachdem dann in den 50er Jahren ein Erdbeben zur vollständigen Zerstörung der Siedlung geführt hatte, nutzte man die Gelegenheit und siedelte das Dorf etwas entfernt an neuer Stelle wieder an, sodass seit 1961 die Amerikaner hier Ausgrabungen betreiben (University of New York).
Die aktuelle Grabungskampagne läuft seit 1993 bis heute. Einige Funde auf dem Theaterhügel belegen eine Besiedlung bereits im Neolithikum.
Den Namen Aphrodisias erhielt die Stadt erst in hellenistischer Zeit, im 3. Jahrhundert vor Christus.
Zuvor hatte sie eine Reihe früherer Namen. Bedeutung erlangte Aphrodisias erst im 1. Jahrhundert vor Christus durch ein gutes Verhältnis zu Rom.
Man hatte sich während eines Konflikts auf die Seite der Römer geschlagen und so war Rom dankbar und förderte die Stadt.
Auch während der römischen Bürgerkriege hatte man ein gutes Verhältnis, da man sich für die richtige Seite entschied.
So hatte die Stadt früh einige schriftliche Privilegien, die auch immer wieder bis ins 3. Jh.n.Chr. bestätigt wurden.
Begünstigt durch die nahegelegenen Marmorsteinbrüche und eine berühmte Bildhauerschule vor Ort, sind hier unglaublich viele Bauten, Verzierungen und Gegenstände von hoher künstlerischer Qualität aus Marmor gefundet worden.
Zahlreiche, gut erhaltene Ruinen machen Aphrodisias zu einer der bedeutendsten Stätten des östlichen Mittelmeerraums, was sich auch darin zeigt, dass es seit 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Die Überreste des heute wichtigen Aphrodite Tempels gehen auf das erste Jahrhundert vor Christus zurück.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind: ein Tetrapylon (eine Art Prachttor), ein Odeon, ein Bischofspalast, die tolle 200 Meter lange Agora mit Säulenhalle und Wasserbassin, das Theater, verschiedene Bäder und das merkwürdige Sebasteion (das auf einen Kaiserkult hinweist).
Nicht zu vergessen: das einzigartige erhaltene riesige Stadion. Wir besichtigen das Gelände in aller Ruhe und Ausführlichkeit, entdecken dabei viele schöne Details, wie das Spielbrett oder die hunderten Friese aus der Agora, die alle top erhalten und zu einer Wand gestapelt sind.
Anschließend schauen wir uns im Museum noch die originalen besonders wertvollen Funde und Sarkophage an und treten dann unsere 200 km nach Izmir an. Die Fahrt verläuft gut, am Ende auch über eine sehr gute neue Autobahn. In Izmir selber gibt es Stau, Verkehrschaos und Anarchie, aber wir schaffen es gegen 20 Uhr an unserem Hotel einzuchecken. Das Armis ist ein nobles Stadthotel mit Kofferträger. Ich gebe zum ersten Mal im Leben einem Boy Trinkgeld. Zu später Stund': türkisch essen in der Nachbarschaft.