Nach einer ruhigen Nacht in dem winzigen Örtchen am Peipussee fahren wir nach Süden und landen als erstes in Alatskivi mit seinem, dem schottischen Balmoral nachempfundenen, Schlösschen.
Wir nehmen einen Lunch Kaffee und weiter gehts am Ufer eines der fischreichsten Seen Europas entlang. Hier treffen wir nach einigen Kilometern auf die ersten Straßendörfer der Altgläubigen. Das sind im 17. Jh. aus Russland wegen religiöser Unterdrückung ausgewanderte Menschen (keine Orthodoxen), die sich z.B. hier niedergelassen haben. Hier in der Fremde haben die alten Bräuche und Regeln ihrer Religion und Kultur besonders gut überdauert. Sie leben traditionell vom Fischfang und vom Gemüseanbau, vor allem auch von Zwiebeln. Die Route die wir fahren heißt Zwiebelroute und tatsächlich werden entlang des Weges allenorts Zwiebelbündel, aber auch anderes Gemüse zum Kauf angeboten. Ihre Sorte soll besonders süßlich schmecken und sehr gesundheitsfördernd sein. Im Dorf Kolkja sehe ich ein merkwürdiges Vehikel, halb PKW, halb Monstertruck und halte an. Ich denke, dieses Fahrzeug ist für das Seeufer oder hohen Schnee im Winter.
Plötzlich stehen wir an einem Hof der Altgläubigen, an dem gerade heute eine Art Tag der offenen Tür stattfindet.
Glückstreffer, eine bessere Einsicht in das Leben und die Kultur dieser Menschen können wir gar nicht bekommen. Wir probieren Zwiebelküchlein, Zucker der Altgläubigen, Tee aus dem Samowar und üben uns im Textildrucken.
Es dreht sich vieles um ein hier entstandenes Kinderbuch, welches wohl recht populär ist und dessen Hauptfigur ein radelnder Fisch, der viele verrückte Dinge anstellt, ist.
Im Gebäude lernen wir noch etwas über die traditionelle Herstellung von Chicoree Kaffee.
Wir verlassen die Zwiebelroute und steuern Tartu an. Die muntere, alte Universitätsstadt hat uns blitzschnell an der Angel und wir folgen gerne dem Rundweg durch Altstadt, über Burghügel und die alte Sternwarte. Die Plätze und Straßen sind gepflegt und strotzen nur so vor Flair.
Wir sehen: eine historische Sternwarte mit Fraunhofer Fernrohr, das schiefe Haus von Tartu, die alte Universität, eine Backsteinkirche, eine Domruine, das alte Rathaus und noch einige Dinge mehr.
Den Tag lassen wir mit georgischen Fleisch vom Grill und Eiskaffee ausklingen.