Nach einer ziemlich durchwachsenen "Mückennacht" in Ramnäs, verlassen wir dieses malerische, historische Eisenwerksdörfchen und fahren morgens nach Sala.
Wir haben geplant an der englischsprachigen 11 Uhr Führung in der legendären Silbermine teilzunehmen. Als wir gegen 10:30 Uhr dort eintreffen, flitze ich vor zum Kartenverkauf und buche zwei Plätze für die 11 Uhr Führung. Das ist die "kleine" 1-stündige Führung. (Hier kann man bis zu 4 Stunden verbringen.) Die Verkäuferin teilt mir mit, dass der Führer deutscher Abstammung sei und sich bisher auch nur zwei andere deutsche Gäste angemeldet hätten. Wenn das so bliebe würde er die Führung auf deutsch machen.
Als wir dann gegen 11 Uhr von ihm aufgelesen werden, stellt er sich vor, bemerkt sofort das alle Gäste deutschsprachig sind und schaltet auf akzentfreies Deutsch um. Er heißt Jasse, stammt aus Bonn und ist der Liebe wegen mit seiner schwedischen Frau zurück nach Schweden gegangen. Wir gehen mit ihm oberirdisch über das Gelände zu unserem Knechtschacht und können dort nach einigen Sicherheitseinweisungen mit dem modernen Lift in 150 m Tiefe fahren.
Die Kumpels früher wurden hier mit einer Art größerem Regenfass hinabgelassen, abenteuerlich. Die tiefsten Schächte sind über 318m tief, aber man pumpt das Grundwasser heute für die Besuchszwecke nur noch bis 155m ab.
Wir bekommen in der Tiefe einige Säle und Gänge gezeigt. Es ist mit 3 Grad erstaunlich kalt und überall kondensiert Wasser.
Die Mine wurde vor der Erfindung des Dynamits nur durch sogenanntes Feuersetzen vorangetrieben. Das heißt, über Nacht ließ man an den Wänden gestapeltes Holzfeuer abbrennen. Die Hitze versprödete das Gestein und führte zu Rissbildung. Die Tagschicht musste dieses versprödete Gestein dann abklopfen. So gewann man im Monat etwa einen Meter Strecke.
Dennoch lohnte sich die ganze Mühe, denn der Silbergehalt im Gestein von Sala ist mit bis zu 1% einer der höchsten der Welt. Im Rest sind Blei, Zink und andere Stoffe wie Quecksilber enthalten. Der Bleigehalt soll sogar dafür verantwortlich sein, dass sich unter Tage z.B. die Pest nicht weiter verbreuten konnte. In guten Jahren soll man hier bis zu 4000 kg Silber pro Jahr aus dem Gestein gewonnen haben. Insgesamt soll die Grube bisher etwa 200.000 kg Silber erbracht haben. Einen großen Teil auch erst im 20. Jahrhundert. Der Führer zeigt uns noch eine Hotelsuite, in der man für viel Geld eine Nacht in der Tiefe verbringen kann (ausgebucht) und dann geht's auch schon wieder an die Oberfläche.
Wir schauen uns ohne Führung noch auf dem Grubengelände um, es gibt viele Gebäude zu sehen: das Direktorenhaus, andere Schächte, Häuser der Arbeiter und so weiter.
Danach beschließen wir nun erstmal einen Vorstoß nach Norden zu machen, also den Rest des Tages als Fahrtag zu verbringen. So landen wir dann gegen Abend im etwa 200 km nördlichen Hudiksvall.
Hier beginnt die Route der Hälsingehöfe, die als Weltkulturerbe eingestuft sind und mit denen wir morgen anfangen wollen.