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Minoischer Palast, venezianisches Fort, Bergkirchen und Abendessen wie bei Oma


Nach einem gehaltvollen Frühstück heute morgen im Penthouse unseres Hotels verlassen wir Iraklion in Richtung Malia.
Das dortige Palast Areal ist in seiner Struktur dem von Knossos ähnlich, aber ohne die "Disneyland Fantasie Rekonstruktionen" des Archäologen Evans.
Hier ist alles sozusagen Natur pur, wie man es ausgebuddelt hat. Neben dem Palast gibt es auch alte Stadt- und Handwerkerviertel. Die gesamte Umgebung birgt unter einer dünnen Erdschicht minoische Stadtgrundmauern.
Wir gehen zunächst eine Stunde alleine über das Gelände, danach eine weitere  unter Führung eines alten "minoischen" Historikers.
Er klärt uns über alles Wesentliche auf und verweist oft auf die Funde in Santorin, weil dort nicht alles verbrannt ist. Die Hoffnung der kretischen Archäologie noch mehr über die minoische Kultur zu erfahren, liegt in Schriftfunden aus Santorin. Man hat auch auf Kreta Schrifttafeln gefunden, aber leider nur mit sachlichen Inhalten. Was fehlt sind mythologische oder geschichtliche Texte. Der Palast fiel einem heftigen Feuer zum Opfer. Forscher haben anhand von Mauerbohrkernen nachgewiesen, dass es etwa drei Tage lang gebrannt haben muss.
Dies lag an großen Mengen gelagertem Öl und einer Holzbauweise. Sogar luftgetrocknete Tonsteine wurden samt ihres Mörtels vom Feuer zu Ziegelsteinen gebrannt.
Auf dem Gelände befindet sich auch ein merkwürdiger Opferstein an dem möglicherweise eine Form minoischen Erntedanks gefeiert wurde, indem man in kleinen Vertiefungen den Göttern verschiedene Früchte des Landes opferte. 


Als Fazit dieser aufschlussreichen Führung können wir festhalten:
1. "Minos" keine historische Person, sondern ein Titel;
2. Die gesamten minoischen Darstellungen auf Fresken oder Mosaiken zeigen keine kriegerischen Motive, es existieren keine; 
3. Man hatte Handelsbeziehungen zu weiten Teilen der Welt; 
4. Es herrschte ein hoher Wohlstand;
5. Frauen waren Männern mindestens gleichgestellt;
6. Es gab interessanterweise keine Kriege oder Überfälle trotz fehlender Befestigungen. 
Später haben die Mykener bzw. Griechen als Sieger die Geschichte geschrieben und die alte minoische Kultur mit ihren Göttern und Riten überprägt bzw. angepasst.
Die Minoer kannten keinen Zeus etc. Sie hatten ihre eigene ältere Kultur, die aber verloren ist. So war z.B. die Doppelaxt (Labris) die allgegenwärtig in der minoischen Kultur ist, als Symbol zu verstehen, ähnlich des christlichen Kreuzzeichens. Mit vielen neuen Gedanken über die minoische Kultur, aber auch neuen Fragen, fahren wir weiter nach Osten zum Örtchen Plaka.
Von dort aus kann man mit dem Schiff auf das venezianische Inselfort Spinalonga übersetzen.


Nach kurzer Überfahrt landen wir im schönsten Sonnenschein an der Insel. Was soll ich sagen: wir kraxeln den halben Nachmittag rein, rauf, herum. 


Das winzige Eiland war zunächst unter venezianischer Herrschaft, dann türkisch/ottomanisch und später im 20. Jahrhundert eine Lepra Insel. Als wir wieder zurück auf dem Festland sind, folgen wir der Küstenstraße nach Süden. weiter zur Panagia Kera Fresken-Kapelle bei Kritsa.

Leider hat sie schon geschlossen, so dass wir nur von außen und durch die Fenster schauen können. Das gleiche gilt für die Ausgrabungsstätte von Lato, die bereits um 15 Uhr geschlossen hatte. Wir fahren ein schönes Stück kleine Bergstraße bis nach Panagia Kardiotissa, einem kleinen Nonnenkloster.
Doch als wir gerade im letzten Sonnenlicht vor dem Kapellchen stehen, kommt ein Wächter auf uns zu und macht uns deutlich, dass er nun abschließen möchte. Aber er ist so freundlich und lässt uns noch kurz 2 Minuten in die Kapelle ein. Wir bekommen sogar eine knappe Erklärung auf Englisch über die verschiedenen Malereien und eine Ikone die auf wundersame Weise aus der türkischen Kriegsbeute immer wieder nach Hause gelangte.
Zurück geht's in den kleinen Ort Krasi, der wegen seiner uralten 14,3m  Umfang messenden Plantane Bekanntheit erlangt hat. Dort suchen wir uns ein kleines kretisches Lokal (Kares) zum Abendessen. Es gibt authentische, kretische Küche, wie bei Oma. Wir schmausen einen Rinder-Schmortopf, Linsen Püree, Tzatziki mit Brot, Hühnchen vom Holzofen und eine überirdische kretische Süßspeise (Sarangli) als Nachtisch- einfach lecker! Nachher gehts bei Vollmond an den schlafenden Ziegen vorbei, die Serpentinen hinunter und auf der Schnellstraße zum Hotel. Ein erlebnisreicher Tag.

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