Nach einer durchregneten Nacht auf dem ruhigen Womoplatz Tidaholms, gehen wir gegen 10 Uhr mit Regenschirm bewaffnet auf die kleine Insel im Fluss (Holm).
Hier erwartet uns ein liebevoll hergerichtetes Museum in der Nachfolgenutzung der ehemaligen Industriegebäude.
Ebenfalls in den alten Werkshallen untergebracht sind eine Kita, ein Gymnasium, ein Weinkontor und ein Edel-Küchengeschäft.
Zündhölzer waren im 19.Jh. ein absoluter Verkaufs- und Exportschlager, galten die Schwedischen als doch besonders gut (swedish match).
Daher wundert es nicht, dass hier Mitte des 19. Jh. die Streichholzherstellung auf Hochtouren lief. Maschinen aus Deutschland wurden in Lizenz gebaut, tausende Arbeiter, darunter auch Kinder, waren mit den giftigen Dämpfen und brennbaren Stoffen beschäftigt, was dann sehr schnell zu einem Großbrand mit zahlreichen Opfern führte.
Danach wurde alles zügig wieder aufgebaut und besser auf Brandschutz geachtet.Die Fabrik stellte Werkzeuge und Maschinen selber her, aber auch vor LKW machten sie nicht halt, so gab es eine eigene Flotte Tidaholm LKW.
Die graphische Gestaltung der Schachtel scheint bei Zündhölzern eine große Rolle gespielt zu haben, weshalb auch eigene Lithografiewerkstätten entstanden.
Das Museum zeigt die Entwicklung der Produktionsstätten, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter an nachgebauten Wohnungen und Werkstätten.
Leider ist fast alles auf schwedisch gehalten, so dass wir mit Google Lens selber übersetzen müssen. Das ist eigentlich schade für ein so schönes, modernes Museum.
In einer alten Maschinenwerkstatt mit Schmiede kann man die Reparatur und Wartung der Maschinerie nachvollziehen. Wir verlassen das Museum und sehen uns noch in der Umgebung und entlang des Flusses um.
Es sind einige alte Gebäude erhalten, so z.B. eine Bibliothek, ein Ingenieurshaus, eine Disponentenvilla, ein Bahnhofsgebäude, sowie ein Turbinenhaus am Fluss.
Hier wurde die Wasserkraft mittels einer Transmission per Riemen 300 m weit übertragen. Klingt komisch, war aber so, die Riemen mussten in der Mitte mittels eines Blocks wieder auf Spannung gebracht werden.
Ebenfalls im schönen Park am Fluss stehen einige traditionelle schwedische Holzhäuschen, die heute als Café, Museum und Verkaufsraum fur lokales Kunsthandwerk genutzt werden.
Eine alte Holzsäule zeigt die Himmelsrichtungen. Tidaholm besitzt einen sehr neuen, kleinen Discgolfpark im Wald, den wir natürlich auch bei Regen und Wind ausprobieren.
Die Waldbahnen machen Spaß und man merkt fast nichts von Regen. Gegen Nachmittag machen wir uns auf die onapp 220 km lange Strecke nach Köping. Unterwegs machen wir Rast im Ikea von Örebro, wo ich mir nebenan eine richtige Regenjacke kaufe. Gegen Abend erreichen wir Köping mit seinem Womoplatz, wo wir die Nacht verbringen.