Wir starten heute im Örtchen Cristian in der Nähe Brasovs, dessen Kirchenburg wir uns von außen ansehen. Nur ein Glockenturm und die Ringmauer sind noch aus früherer Zeit, ansonsten wurde alles im 19. Jahrhundert erneuert. Da heute Ostersonntag ist, findet im Inneren eine Messe statt . Wir passieren auf dem weiteren Weg den Ort Vulcan, zu deutsch Wolkendorf, in dem wir aber nicht an die Kirchenburg herankommen, denn sie liegt hinter dem verschlossenen Rathaus. Unser nächstes Ziel ist der Ort Rasnov mit seiner Deutschordensfestung aus dem 13.Jh auf einem Felssporn. Hier soll auch schon zur Zeit der Daker eine Fliehburg gewesen sein. Rasnov liegt schon ganz nah an den Rumänischen Alpen. Hier fährt man von der Stadt aus mit einer kleinen Kabinenbahn hinauf und kann dann die Festung besichtigen. Sie wurde gegen Türken und Tatareneinfälle gebaut, ist toll gelegen und man genießt eine schöne Aussicht. Es ist leider ziemlich rummelig und die Burg und die Wege sind sehr ungepflegt und voller Händler mit schlimmsten Touristensouvenirs. Es gibt einen Trinkwasserbrunnen, der 140 m tief sein soll und von 2 türkischen Gefangenen gegraben worden sein soll (diese Sage habe ich aber auch schon am Brunnen von Schloss Corvin gelesen!). Bei unserem nächsten Ziel haben wir lange hin und her überlegt. Schloss Bran, zu deutsch Törzburg, ist wohl die größte Touristenattraktion Rumäniens. Die Burg wurde 1357 erbaut und z.B. im 16./ 17. Jahrhundert öfters von zahlenmäßig starken Feinden belagert, aber nicht eingenommen . Sie gilt als das Dracula Schloss schlechthin. Eigentlich trifft dies aber nur in dem Sinne zu, dass es Bram Stoker zu Dracula inspiriert hat und der Film hier gedreht wurde, mehr Zusammenhang gibt es nicht. Der Eintrittspreis ist hoch, aber viel entscheidender sind die Menschenmassen. Man muss mit bis zu zwei Stunden Wartezeit rechnen, dabei gibt es außer zusammengekauftem Mobiliar nichts zu sehen und man soll schnell durch die engen Räume geschoben werden. Wir beschließen den Ort aufzusuchen, aber auf eine Schlossbesichtigung zu verzichten und uns einfach von außen im Park einen Eindruck zu verschaffen. Der Ort ist auf furchtbarste Art und Weise überlaufen und vom Verkehr verstopft. Direkt beim Parken werden wir schon angesprochen, wir müssten bezahlen. Vor dem Eingang zum Schloss ist ein großes Areal voll von Händlern mit schlimmsten Kirmessouvenirs. Etwas besser wird es im Bereich des ethnographischen Museums, wo auch Stände sind, aber eher mit folkloristischen, etwas authentischeren Waren. Dieser Markt könnte aber auch nur durch Ostern bedingt sein. Toptip für Bran: In den Park von Schloss Bran kommt man auch ohne Anstellen und Eintritt hinein, kann sich dort wunderbar aufhalten, hinsetzen, Fotos machen, Kaffee trinken und vor allem den Besucherschlangen ganz gelassen von unten zu sehen. Nach einer Stunde Aufenthalt sind wir auch froh, diesen Ort wieder verlassen zu können und fahren weiter in Richtung Brasov nach Codlea, zu deutsch Zeiden. Eigentlich wollen wir hier die Kirchenburg sehen, die aber verschlossen scheint. Anbei ist allerdings das Gemeindemuseum, das offen ist. Wir treffen dort auf einen hochmotivierten rumänischen Museumsdirektor. Er scheint sich sehr zu freuen, dass wir da sind, obwohl das Museum offiziell nur noch 10 Minuten geöffnet hat. Als er unser Interesse bemerkt, ist Zeit einfach nicht mehr wichtig und sehr freundlich erklärt er uns auf englisch, die interessantesten Dinge: sächsische und rumänische Trachten, Möbel und Bräuche in Gegenüberstellung, ein berühmter Maler, etwas über die historische Industrie in der Region. Ganz besonders interessant finde ich die Dokumentation über einen deutsch-sächsischen Flugpionier namens Ziegler, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Zeiden mit einem Motorgleiter Probeflüge unternommen hat. Anschliessend schließt er uns sogar noch das Tor zum Kirchhof auf und lässt uns die Kirchenburg umrunden. Diese besitzt 8 m hohe Mauern und es gibt einen Zusammenhang mit Dracula. Vlad Tepes soll 1456 den Befehl zur Verbrennung der Burg gegeben haben, dieser wurde aber nicht ausgeführt. Wir verlassen das Örtchen und haben noch einen Tipp bekommen, die Kirchenburg von Weidenbach. Der Ort Weidenbach ist eine Gründung des Deutschen Ordens aus dem 13. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert erfolgte, wie fast überall, der Ausbau der Kirche und die Befestigung aus Angst vor Tataren und Türkeneinfällen. Wir streifen gerade um die verschlossene Kirchenburg herum, als jemand kommt und uns und anderen Besuchern Kirchhof und Kirche aufzuschließen. Das gesamte Areal, vor allem die Mauer, ist in einem beklagenswerten Zustand. Hier müsste die EU oder der Staat mehr in Notfallmittel zur Erhaltung bereitstellen. Mehrmals wurde diese Burg belagert und hielt z.B. einst um 1658 gegen Krimtataren stand, wenn auch mit traurigen Folgen (der garantierte freie Abzug der Bevölkerung wurde nicht eingehalten). Anschließend fahren wir zurück nach Brasov in unser Quartier .
Fundstücke des Tages: