Nach einer sehr entspannten Nacht und einem reichhaltigen Frühstück im VHotel Delphi, lassen wir den Wagen stehen und gehen zu Fuß in 10 Minuten zum Archäologischen Museum. Für 12 € Eintritt pro Person bekommen wir Zugang zum Museum und zu den Ausgrabungen, die seit 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe gehören. Das bereits 1903 eröffnete Archäologische Museum beherbergt eine beeindruckende Sammlung von Artefakten aus dem antiken Delphi. Besonders faszinierend ist die Sphinx der Naxier, eine über 2.500 Jahre alte Statue, die einst auf einer 7,5m hohen Säule den Eingang zum Apollontempel bewachte. Ein weiteres Highlight ist die Wagenlenker-Statue aus Bronze, die 474 v. Chr. aufgestellt wurde. Sie zeigt einen Wagenlenker, der einen Sieg bei den Pythischen Spielen feiert und ist ein Meisterwerk der antiken griechischen Kunst. Weiterhin sind viele Statuen, originale Friese der Weihetempel und Kleinfunde aus Keramik, Gold oder Bronze ausgestellt. Interessant finden wir eine Inschrift, die eine frühe Notation von Musik darstellen soll.
Im Inneren des Apollontempels befand sich der Omphalos, ein konischer Stein, der als "Nabel der Welt" galt. Der Omphalos symbolisierte den von Zeus festgelegten Mittelpunkt der Welt und war ein wichtiges Symbol für die Griechen. Im Museum ist eine Kopie aus weißem Marmor mit netzartiger Oberfläche aus hellenistischer oder römischer Zeit zu sehen. Es muss also eine ältere Version gegeben haben, die womöglich aus einem anderen Material bestand. Wie nun die Pythia neben diesem Nabel der Welt ihre Weissagung orakelte, ob mit berauschendem Gas aus der Erde oder ohne bzw. mit welchem, ist bis heute wissenschaftlich ungeklärt. Klar ist, das nur einmal pro Monat orakelt wurde und das die unverständlichen Sprüche der Phytia von den Priestern interpretiert wurden. Vorher wurde eine Ziege nass gespritzt, wenn sie sich daraufhin schüttelte, war das ein positives Zeichen, das Orakel würde sprechen. (Die Ziege wurde daraufhin geopfert!)
Wie genau der Kult ablief ist kurioserweise nicht schriftlich überliefert. Es war allen Griechen so geläufig, dass es nichts Besonderes war. Aufgeschrieben wurde eher wenn es anders war. Es gibt z.B. für andere Orakelstätten Berichte in der Art: Hier lief es so und so, der Rest war wie in Delphi.
In Delphi wurden im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Gottheiten verehrt, wobei Apollon die zentrale Gottheit des Heiligtums war. Neben den Gottheiten wurden in Delphi auch verschiedene Heroen und andere mythologische Figuren verehrt.
Vor dem 8. Jahrhundert v. Chr. war Gaia die Erdgöttin die erste Gottheit, die in Delphi verehrt wurde.
Apollon, der Gott des Lichts, der Musik, der Weissagung und der Heilung wurde ab dem 8. Jh.v.Chr. zur Hauptgottheit Delphis.
Der Gott des Weins und der Ekstase Dionysos wurde ab dem 7. Jahrhundert v. Chr.
ebenfalls in Delphi verehrt.
Im 6. Jahrhundert v. Chr. wurde Athena die Göttin der Weisheit und des Krieges als Schutzgöttin der Stadt Delphi verehrt. Fast alle Gestalten des Götterhimmels tauchen in der Folge noch auf.
Unter den Römern traten dann natürlich deren Gottheiten (bzw. die römischen Namen) in den Vordergrund. Die Römer waren es auch, die z.B. dem Theater sein letztes, heutiges Aussehen gaben. Delphi bietet eine Reise durch die Jahrtausende. Von der Gründung des Heiligtums im 8. Jahrhundert v. Chr. über die Blütezeit im 6. bis 4. Jahrhundert v. Chr. bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 393 n. Chr. Nachdem wir uns im Museum informiert haben, nehmen wir uns den gesamten restlichen Tag zur Besichtigung der Ausgrabungen. Zwischen den verschiedenen Weihetempeln, von denen nur der der Athener noch aufrecht steht, steigt man langsam hinauf zum Allerheiligsten, dem Apollontempel. Noch oberhalb gelegen ist nur das 5000 Plätze umfassende Theater. In der Nähe liegt noch ein Stadion, dass aber leider zur Zeit nicht zu besichtigen ist. Nachdem wir alles in uns aufgesogen haben, spazieren wir noch weiter an der Straße entlang, vorbei am Gymnasion, zum Tholostempel, dem eigentlichen Wahrzeichen Delphis. Der Tholos von Athena Pronaia ist ein rundes Gebäude und war das erste, dass für Pilger aus Richtung Athen in Sicht kam. Er wurde im 4. Jahrhundert v. Chr., in der klassischen Periode des antiken Griechenlands, im dorischen Baustil errichtet.