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Wir gehen in die Unterwelt


Wir beginnen diesen verregneten Tag heute am Flughafen Tempelhof. Dort haben wir dir Führung: "Verborgene Orte" gebucht. Schon seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden auf dem Feld in Tempelhof erste Fluggeräte erprobt und Flugversuche unternommen. Im Jahr 1923 errichtete man dann einen ersten kleinen Flughafen, der Berlin mit vielen Städten Europas verband.

Dieser wuchs und während der Zeit des Nationalsozialismus war das Tempelhofer Feld Bühne für Propaganda. 1936 begann der Bau eines neuen Flughafengebäudes das damals zu den Größten weltweit zählte und architektonisch, wie ingenieurtechnisch eine Meisterleistung war.

Die Anlage wurde nur zu 70% fertiggestellt, da dann der zweite Weltkrieg dazwischen kam. In dessen Verlauf wurden dort in den Kellerstockwerken ca 2000 Flugzeuge vom Typ Ju 87 (Stuka) gefertigt. Die Firma Weser Flugzeugbau setzte dort auch Zwangsarbeiter ein. Richtig bombardiert wurde der Flughafen von den Alliierten nie, da er vermutlich als eine Art Wegmarke zum Anflug Berlins genutzt wurde und man vielleicht schon an die Zeit nach dem Krieg dachte. Nach dem Krieg waren die Sowjets die Ersten, die den Flughafen einnahmen, sie mussten ihn jedoch nach der Aufteilung an die Amerikaner abgeben. Von da an betrieben diese dort einen Militärstützpunkt.

1948 gab es zwischen den Siegermächten, also den Alliierten und den Sowjets, Unstimmigkeiten, da in Berlin die D-Mark eingeführt werden sollte. Die Sowjets kappten daraufhin alle Versorgungverbindungen nach Westdeutschland und die berühmte Luftbrücke wurde eingerichtet.

Insgesamt 11 Monate wurde die Stadt über eine Art Nabelschnur durch die Luft aus dem Westen versorgt. Im Durchschnitt alle 90 Sekunden landete ein Rosinenbomber der 9 Tonnen Nutzlast hatte. Brennstoff, aber auch Lebensmittel und andere lebenswichtige Güter wurden so in die Stadt gebracht.

Neben Tempelhof wurden für die Luftbrücke aber noch weitere Flugfelder in den Sektoren der anderen Alliierten genutzt.

Die Führung bietet uns neben einer allgemeinen Einführung über den Flughafen Tempelhof und seiner Geschichte auch einen Gang unter dem mächtigen überdachten offenen Flughafenhangar (mit authentischer DC-54 Skymaster), durch die alte Gepäckabfertigung und führt uns später auch in die Untergeschosse mit ihrem Luftschutzraum und dem berühmt-berüchtigten Film Bunker, der 1945 unter ungeklärten Umständen in Flammen aufging.






Nach 2 Stunden sind wir um viele Eindrücke und Informationen bereichert, aber auch erschöpft vom Herumstehen und Zuhören. Wir begeben uns zur U-Bahn und peilen unser nächstes Ziel an, dass praktisch auf der komplett anderen Seite Berlins liegt, nämlich die Berliner Unterwelten. Unterwegs gestärkt durch einen Snack, fahren wir mit der S-Bahn bis zum Bahnhof Gesundbrunnen und kommen fast pünktlich um 14 Uhr zur Führung Tour 3: Atombunker im kalten Krieg an. Leider darf man keine Fotos oder Filmaufnahmen machen. Die Führung beginnt mit dem Abstieg in einen alten Schutzraum, der über einem 300 m langen U-Bahn Parkplatz von 1920 liegt. Die Räume nutzte man als Schutzraum während des Zweiten Weltkriegs und später auch als Atombunker. Aber sie hätten nie ausreichenden Schutz geboten, denn sie waren schon im Zweiten Weltkrieg nicht für einen Bombentreffer konstruiert. Dieser ältere Bunker wäre für 1000 Personen und 10 Stunden augelegt gewesen. Die Zeit hätte man auf maximal 48 Stunden ausdehnen können. Es gibt also keine Küche und kaum sanitäre Anlagen oder medizinische Einrichtung. Die Luft wird über ein Luftfiltersystem eingesogen, welches bei Stromausfall auch manuell bedient werden kann. Das System ist noch voll intakt, da der Bunker ja bis in die 80er Jahre unterhalten wurde und ich darf die Pumpe mit einem anderen Besucher per Kurbel antreiben.

Wir verlassen dieses Bunkersystem und stehen plötzlich in einem Treppenaufgang zu einer U-Bahnstation. Mit der eintreffenden U-Bahn fahren wir dann auch als Gruppe genau eine Station bis Pankstraße.

Diese U-Bahnstation Pankstraße ist eine komplette Bunkeranlage. Die Eingänge können mit hydraulischen Wänden luftdicht verschlossen werden und Besucher müssten dann durch eine Schleuse, die sich langsam schließt und damit den Andrang regelt. (Personen Dosieranlage)



Durch diese gelangt man dann in die abgeriegelte U-Bahn-Station, in die Wagons gefahren würden und dann auch die Gleise durch luftdichte hydraulische Schwingtore verschlossen wären. Diese Anlage war ausgelegt um 3000 Personen für 2 Wochen lang Schutz zu bieten. Es gibt also auch sanitäre Anlagen, eine Küche und Massenschlafräume. Alles ist grausam beengt und sehr spartanisch. Nach zwei Wochen wäre einfach der Kraftstoff für den Generator aufgebraucht gewesen, die Luft wäre langsam dick geworden und man hätte in die zerstörte, tödlich strahlende Außenwelt hinaus gemusst. Schutz geboten hätte die Anlage gegen Strahlung oder Fallout, falls eine Atombombe in einiger Entfernung gefallen wäre. Gegen Treffer von Atombomben gibt es keine Sicherheit. Der Bunker hätte außerdem etwa 1 Woche gebraucht um in Bereitschaft gebracht zu werden. Als die Führung zu Ende ist, steht uns der Sinn nach Essen und wir gehen zu einem Chinesen im nahe gelegenen Einkaufszenter am Gesundbrunnen.

Danach wollen wir einen zweiten Versuch zur Besteigung des historischen Funkturms starten. Wir fahren mit der S-Bahn hin, betreten den Vorraum und der gleiche Wachmann, der uns gesagt hatte, dass ab 4.1. wieder geöffnet sei, muss uns heute leider wieder absagen: Witterungsgründe. Wir fahren mit dem Bus zurück in die Innenstadt und spülen die Enttäuschung im Einstein Kaffee im Bikini Einkaufszentrum herunter. Danach fahren wir in unser Hotel.

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