Nach einer ruhigen einsamen Nacht setzen wir das Wohnmobil kurz auf den Museums Parkplatz um. Dort sind schon einmal die ersten 3 € Parkgebühr zu bezahlen. Der Wächter ist nicht im Häuschen und kommt erst später angedackelt und kassiert. Es regnet, wie schon fast die ganze Nacht, also ziehen wir mit Schirmen und Wanderschuhen los, denn das Museum ist sehr groß.
An der Kasse kassiert eine unfreundliche Alte auf litauisch und der Plan fürs Museum kostet extra. Als ich ihn ablehne, weil ich alles im Handy habe, lacht sie. Kaffeeautomat: juchuu, ach nee doch nicht, kaputt. Computer mit Touchscreen über das Museumsgelände. Toll, ach nee doch nicht, abgestürzt und keiner kümmert sich. Wir gehen erwartungsvoll auf das wirklich weitläufige Gelände mit sage und schreibe über 180 Gebäuden. Natürlich ist dabei jedes winzige Kornspeicherchen oder altes Klohäuschen mitgezählt. Die Häusergruppen sind wie üblich regional zusammengefasst.
Die meisten Häuschen sind wirklich schön gemacht, manche bräuchten etwas Pflege oder mehr Liebe und nur bei etwa der Hälfte sind die Türen aufgesperrt, jemand sitzt dort und man kann ins Haus.
Das man bei allen anderen Häusern nicht rein kann, finden wir sehr schade und natürlich ärgerlich. Noch unschöner ist, dass Erklärungen an den meisten Häusern entweder nur auf Litauisch und wenn einmal in Englisch, dann sehr stereotyp und viel knapper sind. Wir lesen etliche Male: Bauernhof aus XY, Alter XY, von einem reichen (mittlerem, armen) Bauern. Fertig aus. Während auf Litauisch eine halbe Seite alles genau erklärt wird, scheint der englische Übersetzer pro Wort bezahlt worden zu sein. Na super! Die Mitarbeiter wirken bis auf 3 jüngere sehr desinteressiert, schauen nicht einmal auf von ihrem Gespräch, Telefonat, Essen, Tabletcomputer, Buch, geschweige denn es würde sich bemüht etwas zu zeigen oder zu erklären oder wenigstens Freundlichkeit gegenüber Besuchern auszustrahlen. Kommunismus pur! Ein weiterer nerviger Punkt ist, dass in großen Teilen des Museums LKWs und Transporter unterwegs sind, die Bühnen, Toiletten und anderes für ein kommendes Event herankarren und dabei keine Rücksicht auf Wege, Zugänge zu Häusergruppen und Fotomotive nehmen. Dazu gibt es, vom Museum so gewollt, die Option das Museum für einen Aufpreis von 20 bis 50 Euro pro Fahrzeug mit dem Auto oder Bus zu durchfahren. Leider wird das auch tatsächlich wahrgenommen. Es ist unserem Empfinden nach widersprüchlich der Idee, Dörfer und Leben vergangener Zeiten darzustellen.
Nach fast 6 Stunden sind wir k.o., haben Hunger und alles gesehen, was es zu sehen gab. Sogar die Jurte aus Torfsoden und den Deportationswaggon in Stalins Lager.
Im Wohnmobil essen wir etwas und fahren dann in Richtung Marijampole und dann weiter Richtung Polen. Nach einem gewaltigen Stau kommen wir gut durch und gehen in Suwalki (Polen) einkaufen und tanken. Abends erreichen wir Augustow, dessen guten und günstigen Campingplatz an der Marina wir schon öfter genutzt haben.