Die Industrie Kultur Welterbestätte Völklinger Hütte stand schon länger auf meiner Bucketlist. Da wir nicht den Elan besitzen nach einem anstrengenden und extralangen Pfingstwochenende im Mittelalterlager, gleich wieder mehrere Tage zu verreisen, gehen wir auf diesen Kurztrip.
Das 1873 gegründete Stahlwerk hatte schnell wirtschaftliche Anfangsschwierigkeiten wegen Zoll und wurde schon 1881 aufgekauft und neu gestartet. Das Thomas Stahlschmelzverfahren (Windfrischverfahren) kam zum Einsatz und so konnte "lothringische Minette", ein Erz quasi aus der Nachbarschaft, verwendet werden.
1890 war man der größte Eisenträgerhersteller Deutschlands. Die Anlage wuchs und gedieh mit den Jahren. Leider ereignete sich auch ein schlimmes Unglück, bei dem 1928 13 Menschen den Tod fanden. Man ging mit der Zeit und so wurde schon 1928 die Sintertechnik zur Stahlherstellung eingesetzt.
Nach einer dunklen Phase im zweiten Weltkrieg, mit Zwangsarbeit, folgte in den Aufbaujahren der Produktionshöchststand (1952). Man muss sich vorstellen, dass das Saarland zu der Zeit aber nicht zu Deutschland gehörte und erst 1956 zurückgegeben wurde.
Die weltweite Stahlkrise der 1970er Jahre bekam man mit einigen Fusionen irgendwie in den Griff, doch bereits 1986 wurden Bereiche des Werks als Industriedenkmal unter Denkmalschutz gestellt. Es folgte eine jahrelange Begehbarmachung und Aufbereitung als Museum und Kulturzentrum.
Heute kann man für 17 Euro Eintritt (Frühbucher 28 Tage vorher 15 Euro) den ganzen Tag über die unendlich scheinende Anlage kraxeln.
Dazu werden immer verschiedene Sonderausstellungen gezeigt. Wir sind von 11.30 Uhr bis 17.30 Uhr unterwegs und uns war es keine Sekunde langweilig.
Die Anlage ist unglaublich groß und da es sehr leer ist, können wir wirklich seelenruhig überall herumkraxeln. Das ist ganz wörtlich gemeint, denn man kann hier wirklich ganz nach oben und ganz nach unten.
Mir war zwar aus dem Erststudium bekannt, wie Stahlherstellung abläuft, aber hier hat man alles nochmal original und in Lebensgröße vor sich.
Inklusive echtem Staub, Dreck und Ölgeruch. Es ist einfach beeindruckend, wieviel "Blut Schweiß und Tränen" hinter dem fertigen Endprodukt Stahl steht.
Aus Kohle muss Koks gemacht werden, die riesigen Hochöfen müssen beschickt werden und der flüssige Stahl und die Schlacke unten abgestochen werden. Dabei sind unzählige Parameter und verfahrenstechnische Vorgänge zu beachten.
Wir beschließen den Tag im alten Bahnhof. Dort ist donnerstags Omas Dibbelabbes-Abend. Dies ist ein typisch saarländisches Pfannengericht aus Kartoffelpufferteig mit Apfelmus.