Nach dem Frühstück fahren wir zur Kirche von Söderfors, da sich dort eine Toilette befindet und dann geht die kurze Besichtigung los.
Söderfors wurde 1676 als sogenannte Ankerschmiede für die schwedische Flotte gegründet. Später produzierten sie auch einfaches Stangeneisen als Ausgangsmaterial für verschiedenste Gerätschaften.
1748 wurde das Werk verkauft und ausgebaut. Anfang des 19. Jahrhunderts gelangte es durch Vererbung an einen anderen Familienzweig und wurde später zur Aktiengesellschaft. Wir können das Herrenhaus und die Kirche im gustavianischen Stil anschauen. Es gibt einen englischen Garten mit dorischem Tempel etwas außerhalb.
Aber für uns wunderschön ist die Reihe der alten, niedrigen Arbeiterhäuschen, die in gerader Reihe auf das Herrenhaus hin zu führen scheinen. Selten haben wir in einem sogenannten schwedischen Bruksmilieu diese Architektur so schön und deutlich erhalten gesehen. Erastahl hat hier heute noch ein Stahlwerk, dass der Region Arbeitsplätze bringt.
Unser nächstes Ziel ist das Eisenwerk von Strömsberg. Dieses Werk entstand 1645 unter einem Flamen namens Verviers und wurde 275 Jahre lang betrieben.
Hier wurden Rohbleche für die Büchsenherstellung angefertigt. Erhalten sind Arbeiter Wohnhäuser, das Hüttenwerk, ein Kohlenhaus und die Schmiede.
Wir begeben uns auf einen Rundgang durch die Siedlung. Ein Wegweiser macht uns auf das Nostalgie Museum, einen Kilometer entfernt, aufmerksam, dass wir neugierig als nächstes aufsuchen.
Für knapp 70 Kronen Eintritt pro Kopf können wir eine interessante Sammlung vom Kaufmannsladen über alte Radios, Rechenmaschinen, besondere Schreibmaschinen und Telefone, bis hin zu ca 30 Fahrzeugen sehen.
Der Eigentümer ist ein sammelnder ehemaliger Autolackierer, alle Fahrzeuge selber gefunden und restauriert hat.
Alle sind fahrbereit und werden auf Oldtimertreffen eingesetzt. Neben den Autos gibt es auch viele Mofas und Fahrräder, sowie Fahrräder mit Hilfsmotor zu sehen.
Kuriositäten sind ein Holzvergaser zum Anschrauben, ein Fahrrad mit Dieselhilfsmotor, ein alter Volvo LKW der in nur 1 Jahr restauriert wurde und ein Chevrolet Hybrid zwischen Bus und LKW (genannt: Skvader), der früher wohl sehr oft im Norden Schwedens eingesetzt wurde und Fahrgästen plus Gepäck ausreichend Platz bot.
Herumgeführt werden wir vom Eigentümer selber, bzw seinem Schwiegersohn. Als er mitbekommt, dass wir uns für die Oldtimer Szene interessieren und selber mit einem Oldi Womo unterwegs sind, passioniert und sehr aufschlussreich über alle Fahrzeuge erzählt.
Wir dürfen sogar in beide historischen Wohnwagen der Sammlung hineinsehen. Begeistert und mit vielen schönen Eindrücken von diesem kleinen, aber tollen Museum fahren wir weiter zu unserem nächsten Halt: Lövstabruk.
Hier fühlt man sich wie auf einem französischen Schloss, denn alle Hochofen Anlagen und Teile der Eisenverarbeitung sind schon vor langer Zeit zurückgebaut worden.
Geblieben ist eine in sich harmonische, geschlossene Arbeitersiedlung und ein herrschaftliches Schloss mit Stallungen, Park, See und Orangerie.
Wir nehmen uns Zeit und streifen einmal durch jeden Winkel. Anschließend machen wir uns auf zu unserem Stellplatz für die Nacht, dem naheliegenden Forsmarks Bruk, ebenfalls einem Vallonenschmiedemillieu, dass wir uns morgen anschauen werden. Alle Eisenwerke die wir heute besuchten, wurden um etwa 1720 unter den Einfällen der russischen Flotte an der Ostküste Schwedens in Mitleidenschaft gezogen und oft vollkommen zerstört. Aufgrund ihrer militärischen und wirtschaftlichen Bedeutung (1. Schwedenstahl auf dem Schlachtfelde, 2. Schwedenstahl auf dem Weltmarkt) aber anschließend in Rekordzeit und meist verbessert wieder neu errichtet.
Fundstücke des Tages:
Wilder Rhabarber mannshoch